Chronologischer Überblick

Was kann besser das Auf und Ab in der Geschichte eines Ortes wiedergeben, als die Aufführung historischer Daten im zeitlichen Ablauf der Jahre, Jahrzehnte und Jahrhunderte. In seiner Ortsgeschichte der Stadt Scheibenberg (1941) hat dies der Chronist Adolf Pöttrich, ein Lehrer a. D., getan. Dieser Teil soll, mit textlichen Kürzungen und Ergänzungen, im folgenden veröffentlicht werden, wobei einige Fakten nach 1941 hinzugefügt wurden ­ ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

1522

im Januar weilen Herzog Heinrich von Sachsen und Ernst von Schönburg in Crottendorf, um mit dem Förster Hansen Leger über Holzlieferungen zur Erbauung des Ortes zu beraten.
4.5. erlassen Wolf und Ernst von Schönburg durch Michel Zechendorffer den öffentlichen Gründungsaufruf.
19.5. 10 Artikel mit Vergünstigungen für die neuen Bewohner bekanntgegeben. Räte und Beamte der Herrschaft stecken Markt und Straßen ab. Alle Häuser waren Holzfachwerkbauten, steinern wurde erst nach Feuersbrünsten gebaut.
Ein einfaches Kirchlein aus Holz und Kleibe, schwarz und weiß angestrichen, wird errichtet.


1524

erster Pfarrer ist Mich. Böheim (Kath.), das 1. Rathaus wird erbaut, erster Bergmeister ist Peter Klinger.
Erstes hölzernes Brauhaus wird von Richter Tost und Beuter errichtet.


1525

Bauernunruhen, Ernst von Schönburg hält auch hier hartes Strafgericht über aufrührerische Bauern.


1526

Erteilung der Schützenfreiheit u. Errichtung der ersten Vogelstange.
Auf der Kirche wohnt ein Wächter, der Uhr und Häuerglocke bedient.


1527

Ein Brauhaus wird auf dem jetzigen Postplatz erbaut.
Auf dem Kirchhofe verursachen Wacken und Wasser Mühe und Kosten.


1529

1.8. Ein großer Brand vernichtet fast den ganzen Ort.


1530

Erteilung von Stadtrecht, Gerichtsbarkeit und beider Stadtsiegel.


1531

Verleihung der Bergfreiheit.
Eine gute Ernte bringt endlich sinkende Getreidepreise.


1532

nimmt die Stadt durch Errichtung einer Fleischbank den Fleischhandel zum Teil in eigene Hand, sehr gewinnbringend ist das Monopol und Privileg des Salzschankes: Alle Gemeinden des Amtes Crottendorf waren verpflichtet, ihr Salz von hier zu beziehen, noch im 19. Jahrhundert hatte die Stadt den Alleinverkauf des Salzes für die Bürgerschaft.


1533

verleiht die Herrschaft das Bürgerlehnsrecht, Grenzstreit mit Schlettau.


1534

8.1. Ernst von Schönburg schenkt der Stadt die Heide.
Das Brauhaus wird steinern gebaut.


1535

ein Beinhaus wird errichtet.


1536

wird die Kirchenfreiheit gewährt.


1537

gewährt die Herrschaft zu Glauchau die Bierfreiheit. Fünf umliegende Dörfer müssen sich mit ihrem Bierbrauen nach Scheibenberg und Elterlein richten.
Von 1522 an sind 8 Zechen in Betrieb, die Erze liefern.


1538

bestätigt Herzog Georg erneut die Bergfreiheit.


1539

Einführung der Reformation im August (18. Sonntag nach Trinitatis)
Anlage eines neuen Friedhofes vor der Stadt, der alte um die Kirche wird gegen Zahlung an die Kirche weiter belegt (z. B. Frau Kellermann 1902).
Die Küsterschule wird beurkundet.


1541

Erweiterung der Viehtrift durch Ankauf verschiedener Räume,
u. a. ein Stück in der Heide.


1542

wurden die Plebiscita und Ehrbaren Rats gebäuchliche Statuta durch die Obrigkeit ratifiziert. Sie standen noch zu Lehmanns Zeit in Kraft und waren 1523 "außm Buch Holz" geholt worden.


1543

klagen die Scheibenberger ihrer Herrschaft den Abgang des Bergsegens und bitten um Zubuße.


1544

schenkt Glauchau eine alte 22 Ztr. schwere Glocke.


1545

erbaut Nikel Vogel die obere Mühle im Brünlas.


1546

wird Scheibenberg gemustert und hat 24 Büchsenschützen mit einem halben Haken und Handwehr, 47 lange Spieße, 23 Hellebarden und 21 Schweinespieße zu stellen.


1552

neues Rathaus von Barthel Gesner erbaut, es erhält Uhr und eine Glocke. Das erste von Matz Oesterreicher errichtete Rathaus wird Hospital.


1553

hält das Justizamt Hartenstein die Blutprobe hier ab, weil bei der Roten, oberen Mühle ein Erschlagener gefunden worden war. Sie war ergebnislos.
Die Erbauung der Pfarrwohnung erfordert 500 Taler.


1554

werden zwei neue Glocken in Freiberg gegossen.


1555

erste Kirchenglocke aufs Rathaus gebracht und auch die Uhr.


1556

24.11. erneute Bestätigung der Bierfreiheit


1557

Erbauung der unteren Mühle am Pochbache im Brünlas.


1558

wird der Berg Stadtbesitz.


1559

2.5. erwirbt Kurfürst August den oberwäldischen Teil der Grafschaft Hartenstein. Scheibenberg wird dem Amte Schwarzenberg - Crottendorf zugewiesen. Es hat auch weiterhin die Niedergerichtsbarkeit, nur tritt der Richter an Stelle des Vogts. Die von der Bürgerschaft gewählten Richter, Ratspersonen und Viertelsmeister werden nun vom Justizamt Schwarzenberg bestätigt. Die Kirche und die Schule unterstehen der Superintendentur Annaberg.
Das Fundament der jetzigen Kirche wird gelegt, das Werk aber erst viel später fertig. So lange blieb das alte Kirchlein, das der steinerne Neubau umschloß, stehen und im Gebrauch.


1560

Von hiesigen 132 Besitzern sind 20 Mann zu Jagdfronden verpflichtet, in Oberscheibe alle 24 Besitzer.


1567

Kurfürst August jagt und erschießt im Schlettauer Wald 45 Tiere.


1568

Da der Bergbau stockt, nutzt man die Heide aus.


1571

Die Kirche wird geweiht, jedoch nur mit Schindeldach. Die Fenster sind nicht so hoch wie heute, und der jetzige Turm ist noch nicht gebaut.


1585

Erste Erwähnung eines Scheibenberger Posamentierers.


1596

werden infolge des stetigen Rückgangs des Bergbaues die Gruben ganz aufgegeben und nur noch Halden nachgelesen. Erneute Versuche in den Gruben blieben erfolglos. Zur Arbeitslosigkeit kommen Krieg und Pest.
Bergleute finden im 1575 eröffneten Marmorbruch zu Crottendorf Arbeit.


1599

Einschränkung der Kirchenfreiheit: der Pfarrer wird von nun an vom Kirchenrat zu Dresden ernannt.
Die Pest wütet. In dem "großen Sterben" erliegen Pfarrer und Bergmeister.


1603

Hanns Eckstein, Annaberg, erbaut die Orgel, die auf dem neuen Orgelchor aufgestellt wird.


1611

11.11. Christian Lehmann in Königswalde geboren.


1612

erstes Kirchenbuch durch Puffendorf.


1613

wird die Pfarrfron von der Stadt abgelöst.


1618

Erbauung einer Begräbnishalle auf dem neuen Friedhof und einer Wehrmauer um den alten.
Beginn des Dreißigjährigen Krieges, Scheibenberg muß 10 Defensioner stellen, die nach Zwickau wandern.


1619

baut Hans Welner eine Windmühle.


1620

richten Handwerker ein Gesuch um eine Zunftordnung an Johann Georg I., die gewährt wurde. Auf der Bäckerlade steht die Zahl 1621.


1625

Großjagd des Kurfürsten, der dann auf den Brünlaswiesen tafelt.


1631

Bei einer (Söldner-)Werbung Kursachsens stellen sich allein 30 Mann, davon ein Vater mit vier Söhnen.


1632

Bei der Verteidigung (besonders des Wiesenthaler Passes) und bei der Abwehr des Anmarsches Holcks helfen viele Freiwillige von hier.
20.8. Holck zieht mit seinen Truppen durch Scheibenberg, diese brennen 18 Häuser nieder.


1633

Die Pest fordert viele Opfer.


1634

27.11. 30 Kroaten rauben das Vieh, mißhandeln Pfarrer und Schulmeister, ziehen den Schulmeister nackend aus und er muß sich mit 24 Talern lösen.


1638

8.4. Christian Lehmann hält seine Antrittspredigt.
18.6. Die Stadt erhält zwei Jahrmärkte, am Sonntag nach Johannis des Täufers und am Montag vor Martini.


1639

Die Stadt leidet furchtbar unter den Schweden Banérs, u. a. geht auch der silberne Schützenvogel von 60 Lot Gewicht und der silberne Abendmahlskelch verloren.
88 Personen sterben an der Pest.


1640

Überfälle und Plünderungen nehmen in diesem "Qualjahr" kein Ende, alles Volk verläuft sich, es ist kein Gottesdienst mehr, Lehmanns Priesterrock hängt sechs Wochen in einem hohlen Baume, auf den Stöcken halten Fleischer und Brotträger ihren Markt.


1641

ist vier Wochen kein Gottesdienst wegen dauernder Gefahr vor Feinden und Freunden, die durcheinander gingen.


1642

Die Schweden brechen abermals ein.


1643

sind es die Kaiserlichen mit 120 Pferden und 200 Reitern.


1645

fällt am 10. Januar ein Trupp Reiter ein und bekommen auf einmal alle 22 Pferde. Zwei Tage darauf erscheinen vier Regimenter unerwartet, bleiben und hausen vier Tage lang. Die Soldaten brauchten allen Vorrat an Brot und Bier auf, warfen die Kranken aus den Betten, zogen ihre Pferde in die Stuben, banden Frauen an die Treppen und vergewaltigten sie.


1646

Aus Böhmen kehren die Schweden zurück. Viele Regimenter durchziehen vom 1. bis 9. Februar die Stadt.
Kämmerer Abraham Heeg läßt durch seinen Vorschuß und Verlag das baufällig gewordene Rathaus erneuern und schwarz und weiß anstreichen. Christoph Dietrich schrieb in die weißen Felder eigene Reime.


1647

8.10. Die drohende Zerstörung der Stadt durch den erzürnten bayrischen General Gronsfeld, dessen Hofmeister von Abraham Heeg beleidigt wurde, verhindert unter Einsatz seines Lebens kühn und mutig Pfarrer Christian Lehmann.


1648

Schwedengeneral Königsmarck quartiert sich ein.
Am 3.12. wird der am 15.10. geschlossene Frieden von der Kanzel verlesen, am 22.7.1650 fand der Dankgottesdienst statt.


1652

Versuche, den Bergbau wieder in Gang zu bringen, scheitern.


1653

wird die Pfarre neu erbaut.


1661

6.8. Hochwasser in Kirche, Häusern und auf den Wiesen.


1663

die Schule wird neu erbaut.


1664

zieht Obrist von Weittenbach mit 1400 Mann durch.


1666

Johann Georg II. bestätigt die Zunftordnung der Bäcker.


1673

14.8. Christian Lehmann steht unschuldig angeklagt vor einer plötzlich erschienenen Untersuchungskommission. Die Ankläger werden in all ihren Klagepunkten abgewiesen. Lehmann verfaßt seine Apologie.


1677

1.5. brennen 45 Häuser mit Rathaus, Brauhaus, Fronfeste auf der Herrengasse ab.


1679

Zimmermeister Michael Otto,Cranzahl, erbaut ein neues Rathaus.


1680

wütet wieder die Pest.


1688

11.12. Christian Lehmann stirbt im Alter von 77 Jahren.


1691

11.3. erhält Wolf Heinrich Heege ein Privileg auf seine beiden Malzhäuser durch Johann Georg III.


1697

30.4. Grundsteinlegung zum jetzigen Kirchturm. Der Bau wird vorläufig nur bis zum Kirchendach durchgeführt.


1698

errichtet Andreas Coith im Innern der Kirche zwei Kapellen und unterstützt bedeutend den Kirchturmbau.


1699

erscheint Lehmanns "Historischer Schauplatz", herausgegeben von dessen Kindern.


1700

um diese Zeit gab es noch einzelne Bären und Wölfe.


1706

wird ein Schulgehilfe (Schul-Collaborator) angestellt.


1708

die Stadt betreibt Torfabbau.


1709

12.7. gehen Klagen über die Eingepfarrten ein, die die schuldigen Fronen, Spann- und Handdienste, beim Kirchenbau zum Teil verweigern, es werden Auspfändung und Gefängnis deshalb angedroht.


1710

16.10. brennen 52 Häuser und das Rathaus ab.


1712

beginnt Crottendorf, Kartoffeln anzubauen.


1713

tritt die Pest zum letzten Mal auf.


1719

und 1720 allgemeine Teuerung infolge Mißwachses.


1733

11.10. brennen 7 mit Getreide gefüllte Scheunen ab.


1740

11.9. brennen 17 Häuser ab, das Feuer brach im Coithschen Haus am Markte (jetzt Apotheke) aus.


1742

und 1743 ist die Stadt Garnison (Kompanie von Schneeberg)


1754

bis 1756 wird die Kirche umgebaut und erneuert, an Stelle des alten Schindeldaches tritt Schiefer.


1758

der 1606 den Stadtschreibern übertragene Organistendienst geht auf die Lehrer über und bleibt seit 1763 mit der 2. Lehrerstelle verbunden.


1771

am 5. und 9. Juni lassen Unwetter drei Ströme vom Berg schießen und füllen Keller und Stuben.
In der großen Hungersnot sterben hier 197 Menschen.


1772

bis 1777 ist Scheibenberg wieder Garnison. Im Eckhaus Haupt- an der Wiesenstraße (ehem. Albin Lötzsch) ist die Kaserne.


1774

17.10. Der Kirchturm wird geweiht. Der Bau war durch ungünstige Zeitumstände oft unterbrochen worden.


1778

12.9. Im Bayrischen Erbfolgekrieg werden zwei angesehene Bürger als Geiseln nach Budapest verschleppt.


1785

Fahrpost von Annaberg über Scheibenberg nach Schneeberg eingerichtet, verkehrt zweimal wöchentlich.


1796

Wiederaufnahme des Torfstiches, dessen Betrieb die Kriegswirren unterbrochen hatten.


1800

um diese Zeit besteht eine Donnerwache, die bei Gewitter im Rathaus anzutreten hat.


1804

und 1805 große allgemeine Teuerung.


1808

wird eine Postexpedition für Fußboten, verbunden mit der Akzise (Einnahme), eingerichtet.


1810

Springers Gasthof wird Rathaus (Altes Rathaus)


1811

kauft Buchdrucker Solbrig, Leipzig, das untere Coithsche Haus am Markte, um seine Volksschriften zu drucken. Die Buchdruckerei erhält jedoch keine Konzession.


1813

An den Napoleonischen Kriegen beteiligen sich auch Scheibenberger. Nach der Leipziger Schlacht wird die Kirche Lazarett, der Gottesdienst findet auf dem Friedhof statt.
Als Notstandsarbeit bauen die Bürger, besonders Posamentierer, die Hauptstraße aus.


1814

Hahn und Kunze errichten eine Tonofen- und Gefäßfabrik.


1818

wird eine Papiermachéfabrik neben der Töpferei durch Kunze und Schönhalz erbaut. Die Fabrikate hatten einen weiten Ruf.
Armenhaus und Schützenhaus werden auf Aktien errichtet.


1822

Stadtjubelfeier mit Prägung einer Münze.


1824

Straße Annaberg - Schwarzenberg fertig. Die Post verkehrt täglich.
1.12. An Stelle der hiesigen Viertelsmeister kommen Stadtverordnete (Kommunrepräsentanten).


1834

ein neues Pochwerk am Wege nach Elterlein wird errichtet.


1835

1.10. wird die allgemeine Schulpflicht eingeführt.


1836

das spätere Amtsgericht als Schule bezogen.


1837

1 Bürgermeister, 1 Stadtrichter, 3 Ratsmannen, der erste zugleich Stadtkämmerer, 7 Stadtverordnete bilden die Stadtverwaltung.
22.7. eine neue Knappschaftsfahne wird geweiht.
Die Stadt hat 1727 Bewohner und 169 Häuser. Ihr Vermögen beträgt 17445 Reichstaler.


1838

9.1. Nachts, bei großer Kälte und furchtbarem Sturme brennt die Papiermachéfabrik ab.


1840

Rodung und Verpachtung von Land in der Heide.


1844

Die Zigarrenfabrikation wird mit gutem Erfolg eingeführt.
Staatsstraße Oberscheibe - Crottendorf (Glashütte) fertig.


1846

Anschlußstraße Scheibenberg und Kalkofen fertig.


1847

Anstellung eines 3. Lehrers (Elementarlehrers).
Lokalstatuten werden konfirmiert.
Die Rathausglocke ist gesprungen und wird in Chemnitz umgegossen.


1848

10.11. Die neue Rathausglocke wird eingeweiht.
Scheibenberger Nagelschmiede beteiligen sich an Zerstörung der Nagelfabrik in Mittweida (Markersbach) und werden mit Zuchthaus bestraft.


1849

viermal Schadenfeuer, 8 Häuser und 1 Scheune verbrennen, eine Brandstiftung wird gelöscht.
Pfarrer Karl Benjamin Dietrich weiht den vergrößerten Friedhof ein.


1850

Straße Scheibenberg - Elterlein und die "Richterstraße" von Kalkwerk bis Mittel-Crottendorf (Erbgericht) fertig.
Auf der Nordseite wird die sogenannte Kultur angepflanzt.
Der Kantorendienst, bisher mit dem Rektorat verbunden, wird dem dritten Lehrer übertragen.
Eine Anzahl Familien wandern nach Amerika aus, Bergleute gehen nach Westfalen, junge Leute suchen auf Wanderschaft Arbeit und Brot.
Übersiedlung des Bergamtes (Markt 2) nach Annaberg.


1852

nachträglich erhält die über 200 Jahre bestehende Apotheke die Konzession.
In den Räumen der Töpferei und Papiermachéfabrik hat Eduard Arendt eine Zündhölzchenfabrik eingerichtet.


1853

11.10. Die neue (Alte) Schule wird geweiht.


1854

1.1. Ablösung des Holzdeputats.
Eine an der Crottendorfer Chaussee vor zwölf Jahren erbaute Windmühle wird abgetragen.
Einige Bergleute wandern aus, kehren enttäuscht zurück.
Viele Ruten Basaltsteine wurden zerschlagen und in die Gegend von Zwickau zum Straßenbau abgefahren.


1855

Hungersnot ­ täglich ca. 180 Essen für 3 Pf. verabreicht, doch sterben von Januar bis 24. Mai 66 Personen.
1.5. Eröffnung des Amtsgerichts.
Es gibt 117 Posamentiermeister. Bis gegen 1925 bestand eine Art Posamentierschule. In Oberscheibe wird eine Klöppelschule gegründet.
Gasthäuser sind das Rathaus und Seydels Gasthof zum Rautenkranz am Markte; Schankwirtschaften betreiben das Schießhaus, Brückner, Flemig, Sämisch, Richter, Ficker und der Reiheschank.


1861

Gründung der Sparkasse.


1862

Gründung der freiwilligen Feuerwehr.


1865

Abbruch des Wachthauses auf dem Markte und Erbauung des jetztigen Spritzenhauses.


1868

das bergmännische Bergfest wird zum letzten Male gefeiert.


1870

mit Oberscheibe werden ca. 50 Kriegsteilnehmer gestellt.
Gründung der Volksbücherei.


1871

Abtragung der alten Mauer an der Kirche.
Versteigerung des Rathauses. Turm und Glocke bleiben Eigentum der Stadt.


1874

Zugehörigkeit zur Amtshauptmannschaft Annaberg.
Aufhebung der Hutung, es wurden nur noch 60 bis 80 Rinder vom Gemeindehirten geweidet, früher bis zu 300.


1875

Der Wald am Turmplatz wird gepflanzt.
Aufnahme des Telegraphenbetriebes.


1883

Waldpflanzung an der Schlettauer Straße.
Regelrechter Basaltbruchbetrieb in städtischer Regie. Lange erfolgte nur der Abbau der Findlinge, der von selbst gelösten Basaltsäulen.


1884

5.5. Pflanzung des Stadtparkes durch die oberen Schulklassen. In der Folgezeit wird der Berg weiter bepflanzt.
Erstes Wasser-Bassin am Berg, davon wird die östliche Stadt gespeist.


1885

30.8. Die neue Orgel wird geweiht, eine Kreutzbachorgel.


1887

Zweites Bassin auf der Hahn-Halde an der jetzigen Autohalle, für die westliche Stadt gebaut.


1889

1.12. Eröffnung Bahnstrecke Grünstädtel-Buchholz
Die fahrende Post stellt ihren Verkehr ein.


1890

Saitenfabrikant Otto aus Markneukirchen verlegt seine Darmsaitenfabrikation in die ehemalige Zündholzfabrik am Berge.


1891

Max Böhme errichtet Blechwarenfabrik am Bahnhof.
2.9. Weihe des Aussichtsturms, erbaut 1890/91 für 10500 M.


1892

14.11. Weihe der neuen Schule.
3.6. Eröffnung des Berggasthauses.


1894

Fernsprechverbindung mit Buchholz aufgenommen.


1897

16.6. Eröffnung des Stadtkrankenhauses.


1898

siedelt das Postamt von der Wilhelmstraße in das neuerbaute Haus an der Bahnhofstraße über.
7.12. Weihe des jetzigen Rathauses.


1899

1.5. Eisenbahn Scheibenberg - Zwönitz eröffnet.
Genehmigung des abgeänderten Stadtwappens.


1901

wird das Fernsprechamt selbständig.
Aufstellen einer Windturbine am Berg, um Wasser zu heben.


1903

erhält die Stadt aus ihrer erbauten Anstalt Gas.


1904

leitet die Stadt das Crottendorfer Pfarrbrünnel in ihr erstes Bassin, da die Stollenwässer nicht ausreichen.


1905

Gründung einer zweiten Blechwarenfabrik durch Albert Sieber.


1910

kommt für die Trinkwasserversorgung das Erbisbächel hinzu.


1911

Elektrizitätswerk "Obererzgebirge" führt das elektrische Licht ein.


1912

24.3. Weihe der Stadtturnhalle.


1914

8.6. Mit Eröffnung der Schwebebahn zum Bahnhof beginnt der Großbetrieb des Basaltbruches am Berg.
1.8. Mobilmachungsbefehl aufgenommen. Am 2.8. werden die ersten 10 Krieger und am 3.8. weitere 200 einberufen.


1915

Mehl- und Brotverkauf wird eingeschränkt und die Zwangsbewirtschaftung eingeführt. Die Lazarette besucht Prinz Johann Georg mit Gemahlin.


1916

Am Sonnabend vor Palmsonntag werden Fleischmarken ausgegeben. Kohlen gibt es ebenfalls nur noch auf Karten.
1.5. Einführung der Sommerzeit.
Die Kartoffelernte ist schlecht, Kohlrüben bilden den Ersatz.


1917

Hunger macht sich bemerkbar. Die Menschen stehen Schlangen für kleine Mengen Lebensmittel. Es gibt Milch-, Zucker-, Eier, Kartoffel-, Seifenkarten, fast nichts ist ohne Marken zu haben, auch für Kleidung gibt es Bezugsscheine. Im strengen Winter 16/17 waren Kälteferien, weil die Feuerung fehlte. Viele halten sich Kleinvieh und werden doch nicht satt. Rübenschnitzel und Dörrgemüse bilden die Hauptnahrung.
Die große Kirchenglocke wird beschlagnahmt, zerschlagen und heruntergeworfen. Der Orgel werden die großen Zinnpfeifen für den Krieg entnommen.


1918

tritt die Grippe schwer auf, Kinder und Erwachsene fallen ihr auch in Scheibenberg zum Opfer.


1919

die heimgekehrten Krieger werden mit Gottesdienst begrüßt.


1920

Beginn Kleinsiedlungsbau. Die Baugenossenschaft Scheibenberg errichtet 15 Einfamilienhäuser und ein Dreifamilienhaus.
Gründung der Stadtbank ­ Girokasse.


1921

14.5. die Postkraftlinie von Annaberg über Scheibenberg nach Schwarzenberg wird eröffnet.
1.7. die Stadt gibt sechs schön bebilderte 50Pfennig-Geldscheine heraus.
Anschluß an das Ferngaswerk Annaberg, die Gasanstalt wird stillgelegt.


1922

400 Jahr-Feier Scheibenbergs.


1923

8.8. Die Stadtbank gibt eigenes Notgeld in unterschiedlichen Werten zwischen 100000 M und 20 Mrd. M heraus.
Auch die Firma Max Böhme hat eigenes Notgeld.


1925

erhält die Kirche wieder eine neue, große Glocke.


1926

Errichtung des Freibades.
4.7. Weihe des Kriegerdenkmals.


1927

und 1928 Erneuerung und Heizungseinbau in die Kirche.


1928

31.5. Scheibenberg stellt als erste den Basaltabbau ein, um den Berg, durch den sehr schnell voranschreitenden Abbau, zu retten.


1928

Die Arbeitslosigkeit wird unerträglich, insbesondere durch den Zusammenbruch der Blechwarenfabrik am Bahnhof.
Die Gebrüder Neubert errichten eine Kunstsaitenveredlungswerk.
14.9. Eröffnung Kraftwagenlinie Neudorf - Scheibenberg - Zwönitz.


1930

neue Autohalle an Crottendorfer Straße erbaut.


1931

22.9. wird im Gasthof "Feldschlößchen" die Ortsgruppe NSDAP mit 17 Parteigenossen gegründet. Ebenso war es bei der Ortsgruppe der SA.


1932

22.3. Gründung der Ortsgruppe der NS-Frauenschaft im Café "Aurich". 1933 beendet der arbeitslose Ottomar Zahm nach dreijähriger, freiwilliger und mühseliger Arbeit seinen Kunststeig am Berg, den Zahmsteig.
Schließung des Krankenhauses.


1934

Fassung des sogenannten "Weißen Brunnen" in der Heide. Die Wasserknappheit im Januar und Februar war derart, daß es täglich nur zwei Stunden Wasser gab. Katastrophal wäre der Ausbruch eines Feuers gewesen, da keine Brandgiebel vorhanden sind. Nun endlich ist die Stadt reichlich mit Wasser versorgt.
Der vormals Böhm'sche Fabrikbetrieb wird im März durch die Firma Oskar Göthel u. Co. wieder in Betrieb gesetzt. Dem gingen langwierige Verhandlungen voraus.
Ein Halteplatz für den Postkraftwagenverkehr an der unteren Marktseite ist fertiggestellt worden.
Es werden durch staatliche Verfügung alle Innungen aufgelöst und in die Deutsche Arbeitsfront übergeführt.


1935

29.3. tagt das Stadtverordnetenkollegium letztmalig.
8.10. es werden 6 Ratsherren feierlich verpflichtet.


1936

Um- und Ausbau der äußeren Wilhelmstraße.
Im Mai wird der Ausbau der Bergstraße beendet.
12./13.7. Feier eines großen Bergfestes mit historischem Festzug.
Die Stadt wird Fremdenverkehrsgemeinde und ein Fremdenverkehrsverein wird gegründet.


1937

10.12. Per Verfügung wird jede weitere Beschwerde gegen das Basaltabbauverbot untersagt, die Stadt hat damit die Rettung des Berges erreicht.
Eine Kurortklimastation steht seit Oktober auf dem Berg.
Bürgermeister Gerhard Meyer wurde für 12 Jahre wiedergewählt.
Das Vermögen der Stadt beträgt 1229000 RM.
Zur Förderung der Volksgesundheit finden monatlich Mütterberatungs- und Sprechstunden der Gesundheitspflegerin statt.


1938

Infolge ansteckender Krankheiten, meist Diphtherie, werden Wohnungsdesinfektionen vom örtlichen Desinfektor Richter durchgeführt.
1.8. werden 641 gewerbliche Gefolgschaftsmitglieder gezählt: 43 Angestellte, 414 männliche und 184 weibliche Arbeiter. Außerdem verrichteten 178 Personen Heimarbeit.
10.10. beträgt die Zahl der Beschäftigten 670, gegenüber 399 am 10.10.1933. Nach auswärts gehen 280 Arbeiter, während nur 192 von auswärts hier beschäftigt sind.
29.10. Weihe der erneuerten Gaststube im Unterkunftshaus.


1939

Einrichtung der als Sommerlager bezeichneten Zeltstadt auf dem Platz (Sommerlagerplatz) vor den Orgelpfeifen.
Werbefaltblatt zur Hebung des Fremdenverkehrs für 3400 RM gedruckt.
Großer Fabrikanbau der Firma Gebr. Neubert.


1940

Der Ausbau der Pfarr- und Schulstraße wird beendet. Allerdings ohne Kaltasphalt, der nicht zu bekommen war und deshalb nur mit einer wassergebundenen Schotterdecke versehen.
9.11. Übergabe des HJ-Heims. Die Geländegestaltungsarbeiten werden ab 6.7. mit 6 französischen Kriegsgefangenen fertiggestellt.
Lebensmittelkarten, Bezugsscheine und Kohlekarten werden notwendig und verteilt. Die Bevölkerung trägt dem allenthalben Rechnung.


1945

Scheibenberg blieb von Kriegszerstörungen verschont, jedoch zahlten im zweiten Weltkrieg 249 Scheibenberger mit dem Leben.
Erster Bürgermeister (kommissarisch eingesetzt vom Antifa-Ausschuß) nach dem 2. Weltkrieg wird Friedrich Näser (SPD).


1946

Im September wird Otto Weißig (SED) erster demokratisch gewählter Bürgermeister nach dem Krieg.


1951

bis 1952 wird der 1932 am Bahnhof angelegte Sportplatz erneuert.


1960

Fertigstellung des Sportlerheimes am Fußballplatz.


1962

Im Alten Rathaus wird für Schüler, Lehrer und Rentner eine "Schulküche" eingerichtet.


1966

Viele der 520 Schüler erkranken an Gelbsucht.


1971

15.12. Der Aussichtsturm wird wegen Baufälligkeit gesprengt.


1976

Übergabe der fertiggestellten neuen Schanzenanlage, seither fanden viele Wettkämpfe statt, und es gingen talentierte Skispringer hervor.


1978

Das Schwimmbad wird von sowjetischen Soldaten teilweise erneuert, verfällt dann jedoch durch Einrichtung des Schuttplatzes daneben.
16./17.2. An der Ernst-Thälmann-Straße (heute Silberstraße) verursacht ein Großbrand, bei starkem Frost, große Sachschäden an zwei Wohnhäusern.


1983

2.5. Produktionsbeginn in der neu erbauten Halle des WTZ Automobilbau Karl-Marx-Stadt, Betriebsteil Scheibenberg, ehemals "Göthel".


1984

wird am Bahnhof ein großes Heizkraftwerk fertiggestellt.
Die AG Heimatgeschichte wird gegründet.


1985

führt starker Frost zu Produktionsausfällen in der Industrie und zu Versorgungsschwierigkeiten mit Brennstoffen.
10.03. Die vor allem bei Jugendlichen beliebte aber auch für Sportveranstaltungen (Skispringen und -langlauf, Trial) genutzte "Sommerhalle" auf dem Sommerlagerplatz brennt völlig nieder.
Das hiesige Kino wird renoviert, ebenso die 100jährige Kreutzbachorgel.


1986

Erdbeben mit für unsere Gegend hoher Stärke werden im Januar deutlich verspürt, größere Schäden sind nicht bekannt geworden.
Die Sanierung und der Umbau der Apotheke beginnt.
Die neue Friedhofshalle wird eingeweiht.
Erstes Richtfest der Eigenheimsiedlung Schwarzbacher Weg


1987

Im Brünlas werden minus 32°C gemessen.
Ein neues Bassin wird am "Wasserhäusel" gebaut.
Die erneuerte Straße (F 101) Scheibenberg - Schlettau wird fertig.
Im Januar wird die Scheibenberger Rockgruppe Adamas (später Fizz) gegründet, aus der später die Heavy Metal Gruppe Eternal Peace hervorgeht.


1988

Anläßlich des 300. Todestages von Christian Lehmann werden umfangreiche Feierlichkeiten durchgeführt, u. a. eine große Ausstellung.
Der Anbau des Kindergartengebäudes wird fertiggestellt.


1989

Die erste Satellitenfernsehantenne (Schüssel genannt) wird für die Antennengemeinschaft aufgestellt ­ es herrscht "Fernsehfieber" im Ort.
Bei der allgemeinen Fluchtwelle aus der DDR über Ungarn nach Westeuropa fliehen auch Scheibenberger Bürger.
28.10. Aufruf der AG Heimatgeschichte zum Beginn des Dialogs zwischen gegenüberstehenden politischen Kräften. Dieser wurde durch politische Unruhen in der DDR, so auch in Scheibenberg notwendig.
30.10. Mitglieder und Sympathisanten des Neuen Forums (einer Protestbewegung) treffen sich im Schnitzerheim.
30.10. Der Rat der Stadt Scheibenberg hält eine Art Krisensitzung ab.
3. 11. öffentliche Einwohnerversammlung im überfüllten Kino (ca. 350), es werden schärfstens, aber friedlich die angestauten Probleme besprochen.
Bauarbeiten für das neue Wohngebiet oberhalb des Sportplatzes beginnen.


1990

weitere, teilweise sehr emotionsgeladene Wende-Veranstaltungen.
21.3. Erstmalig werden in Scheibenberg Waren (Obst) gegen DM verkauft, obwohl die DDR-Mark noch offizielles Zahlungsmittel ist.
28.3. Der Schuldirektor tritt zurück.
6.5. erste Kommunalwahlen nach der Wende, Sieger wird das Neue Forum. 31.5. übergibt der bisherige Bürgermeister Petr Kretzschmar die Amtsgeschäfte dem neugewählten Bürgermeister Wolfgang Andersky.
1.7. die Einwohner feiern die Währungsunion euphorisch. Die DM wird eingeführt, dadurch starke Zurückhaltung bei Einkäufen.
1.8. Gründung der Fa. Heidler & Fahle, die diese Festschrift fertigte.
Arbeitslosigkeit entsteht auch hier durch zahlreiche Firmenschließungen und Entlassungen. Die Bewohner sind gezwungen, andere Erwerbsquellen zu finden. Es entstehen daraus zahlreiche neue Gewerbe im Ort.


1991

Sanierung des Rathausturmes und Erneuerung der Turmkugel. Schließung der Kegelbahn (an der Bäckergenossenschaft ­ heute BÄKO).
Zur Barkas GmbH, Geschäftsbereich Scheibenberg, gehören 192 Arbeitskräfte. Mit der Betriebsübernahme durch die Nier Umformtechnik GmbH am 1.4.1991 erfolgt der Neubeginn mit 70 Arbeitskräften. Die restlichen verbleiben zunächst bei der Barkas GmbH in Kurzarbeit "Null".


1992

1.2. Wiederbelebung des Erzgebirgszweigvereins Scheibenberg, dem inzwischen ca. 250 Mitglieder angehören.
30.10. Richtfest der 30. Wohneinheit Am Regenbogen und dadurch Verminderung der Wohnungsnot in der Stadt.


1993

Nach langwierigen Vorbereitungen werden die Beschlüsse zum Zusammenschluß der Gemeinde Oberscheibe mit der Stadt Scheibenberg gefaßt.
Einweihung des umfangreich erneuerten Bürger- und Berggasthauses.
Errichtung 30 sozial geförderter kommunaler Mietwohnungen Am Regenbogen und Bezug durch die Mieter.


1994

1.1. Mit diesem Tag gehört Oberscheibe mit ca. 350 Einwohnern zu Scheibenberg. Schule, Kirche und andere Einrichtungen waren hier schon von jeher mit für die Oberscheibener zuständig.
Weihe des neuen Aussichtsturmes auf dem Berg. Besucherbetreuung und Unterhaltung des Turmes erfolgt durch den EZV Scheibenberg mit Hilfe von ABM-Kräften. Dazu wurde eigens ein Turmstübel eingerichtet.


1995

Fertigstellung der Kläranlage Schlettau für die Städte Scheibenberg und Schlettau.
Es werden zahlreiche Häuser Am Regenbogen zum Einzug übergeben.


1997

Fertigstellung des Mittelschulanbaues.